Umschlagbild des Buches: Begründet von: Hans-Jürgen Anderle; fortgeführt von: Peter Rothe; Hans-Jürgen Scharpff - Taunus Geologische Entwicklung und Struktur. Exkursionen in ein deutsches Mittelgebirge

Begründet von: Hans-Jürgen Anderle; fortgeführt von: Peter Rothe; Hans-Jürgen Scharpff:

Taunus

Geologische Entwicklung und Struktur. Exkursionen in ein deutsches Mittelgebirge

2021. VII, 306 Seiten, 93 Abbildungen, 11 Tabellen, 1 Geologische Faltkarte mit Aufschlusspunkten, 14x20cm, 540 g
Sprache: Deutsch

(Sammlung geologischer Führer, Band 111)

ISBN 978-3-443-15101-0, brosch., Preis: 29.90 €

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Schlagworte

Geologie • Erdgeschichte • Rheinisches Schiefergebirge • Tektonik • Stratigraphie

Inhalte

Inhaltsbeschreibung nach oben ↑

Dieser Band der Reihe Sammlung geologischer Führer beschreibt erstmals im Detail den Bau und die erdgeschichtliche Entwicklung eines der kompliziertesten deutschen Mittelgebirge im südöstlichen Teil des Rheinischen Schiefergebirges.

Die Gliederung des Buches folgt wesentlich der Abfolge von vier tektono-stratigraphischen Großeinheiten. Ihre Stratigraphie wird im Einführungskapitel beschrieben und im Exkursionsteil anhand markanter Aufschlüsse vorgestellt. Abweichend von der Entwicklung des eigentlichen Schiefergebirges wird mit der Lahntaunus-Einheit auch ein Bereich beschrieben, der eigentlich eine Fortsetzung der Lahnmulde darstellt; aber dennoch zum Taunus gehört, da dieser geographisch definiert wird.

Basierend auf neueren Untersuchungen hat sich zwischenzeitlich eine Vielzahl stratigraphischer Einheiten und Sub-Einheiten neu ergeben, die mit der zeitgleich erscheinenden "Geologie von Hessen" abgestimmt sind. Die im allgemeinen SW-NE verlaufenden Großstrukturen des Taunus bestimmen auch die Morphologie des Gebirges wesentlich, das darüber hinaus von quer dazu verlaufenden Brüchen geprägt ist, die auch den Verlauf der großen Täler kontrollieren. Weil diese Täler meist gute Aufschlüsse bieten, ist die Folge der Exkursionspunkte numerisch danach ausgerichtet. Die Geologie wird an insgesamt 172 Aufschlüssen sichtbar gemacht und vielfach auch durch Fotos dokumentiert.

Der jüngeren geologischen Geschichte ist mit Tertiär-Sedimenten und Basalten Rechnung getragen, wobei auch der Bezug zum Oberrheingraben hergestellt wird.

Eigenständige Beiträge weiterer Autoren behandeln Geomorphologie, Mineralisationen, Böden und Hydrogeologie des Taunus.

Eine großformatige Fundpunktkarte mit einigen typischen Profilen ermöglicht einen schnellen Überblick, ein sehr detailliertes Stichwortregister eröffnet neue Zusammenhänge.

Besprechung nach oben ↑

Der aktuelle Band 111 in der Reihe Sammlung Geologischer Führer widmet sich der erdgeschichtlichen Entwicklung des Taunus und schließt damit eine Lücke in der Darstellung der regionalen Geologie deutscher Mittelgebirge.

Das Autorenkollektiv legt eine gelungene Übersichtslektüre zur komplexen paläogeographischen Entwicklung während des Paläozoikums und zu den tektono-stratigraphischen Großeinheiten und Deformationsphasen im Zuge der variskischen Gebirgsbildung dieser Region vor. Der Einführung in die Geologie des Taunus sind zwei einleitende Kapitel vorangestellt, welche Geomorphologie und Erforschungsgeschichte erläutern. Die folgenden Kapitel zur Geologie und Tektonik sind kurz und informativ verfasst sowie durch passend ausgewählte, den Text ergänzend begleitende Abbildungen und Aufschlussfotos aufgelockert.

Die den Großstrukturen Vordertaunus, Taunuskamm, Hintertaunus, Lahntaunus, Gießen-Decke und Lindener Mark folgende Darstellung der paläozoischen Einheiten wird durch separate Kapitel zur postvariskischen Entwicklung mit den unterschiedlichen, charakteristischen Mineralisationsphasen und den Sedimenten und Vulkaniten des Paläo- und Neogens (der Text verwendet noch die traditionelle Bezeichnung Tertiär im Sinne der allgemeinen Verständlichkeit) ergänzt. Es folgen Darstellungen der Bodentypen, der Grundwasserbeschaffenheit und Trinkwassergewinnung sowie den für die Region berühmten, zahlreichen Mineral- und Thermalwasser. An dieser Stelle oder im Anhang hätte man sich eine zusammenfassende Abbildung der zeitlich-räumlichen Darstellung der gebirgsbildenden Prozesse und eine paläogeographische Karte zur Verdeutlichung des erdgeschichtlichen Rahmens gewünscht. Dadurch wären auch die bemerkenswerten Großstrukturen der Region erkennbarer geworden. Hinweise zu paläontologischen Funden hinsichtlich Alterseinstufung erscheinen in den stratigraphischen Kapiteln, ein eigenes Kapitel dazu wäre wünschenswert gewesen. Es folgt der ausführliche Exkursionsteil, in dem die Autoren bewusst keine Exkursionsrouten vorschlagen, sondern bei der Beschreibung der 172 Aufschlüsse den im ersten Teil des Bandes vorgestellten geologischen Großeinheiten des Taunus folgen.

Die Auswahl der Exkursionspunkte orientiert sich an den gut zugänglichen Aufschlüssen entlang der den Taunus in nordwestlicher Richtung querenden Flusstälern. Eine geologische Faltkarte mit Aufschlusspunkten und ausgewählten Profilschnitten erleichtert und regt eine individuelle Routenplanung an. Auch die Angabe der Aufschlusskoordinaten sowohl als Hoch-und Rechtswerte (Gauß-Krüger) als auch als UTM-Werte ist dazu sehr hilfreich. Grau hinterlegte Textboxen, die zusätzliche Informationen enthalten oder Sachverhalte näher erläutern, wie auf Seite 46 zu den Porphyroiden oder auf Seite 108 zum Nauroder Basalt, wären an anderen Stellen - z.B. im einleitenden Teil zu stratigraphisch wichtigen Fossilgruppen (Graptolithen, Conodonten, Brachiopoden) und insbesondere bei Exkursionspunkten mit historischem Bezug (z.B. Thermal- und Mineralquellen, Schieferabbau, Limes, Kloster Eberbach) - ebenso angebracht gewesen. So verlieren sich viele wichtige Informationen etwas im fortlaufenden Text.

Das umfassende Literaturverzeichnis und jeweils sehr detaillierte Stichwort- und Ortsverzeichnisse ermöglichen eine weiterführende Lektüre und eine thematische Auswahl unter den zahlreichen Exkursionspunkten. Somit spricht dieser sehr informativ gestaltete Geologische Führer, der die Reihe des Stuttgarter Wissenschaftsverlags Gebrüder Borntraeger bestens ergänzt, eine breite Leserschaft an und sollte insbesondere in der geologischen Geländeausbildung an Universitäten, derer allein drei (Frankfurt, Darmstadt, Mainz) die vielfältige Geologie des Taunus als Tagesexkursionen anbieten können, als Planungshilfe und für Studierende als Einstiegslektüre genutzt werden. Darüber hinaus ist durch die Verwendung der aktuellen stratigraphischen Termini (Formationen, etc.) auch der Vergleich und Bezug zu aktuellen Fachpublikationen und Forschungen möglich. Damit bietet dieser Geologische Führer eine wertvolle Ergänzung der umfangreichen Fachliteratur auch über den Taunus hinaus.

-Annette E. Götz, Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie

Besprechung in FOSSILIEN - Erdgeschichte erleben Heft 4/2021 nach oben ↑

Der Taunus, am Südostrand es Rheinischen Schiefergebirges gelegen, ist eine vergleichsweise komplex aufgebaute Region, in der Teile des Variszischen Gebirges mit känozoischer Tektonik eng verknüpft sind. Das stratigraphische Spektrum reicht von verschuppten metamorphen altpaläozoischen Einheiten am Taunussüdrand über klastische unterdevonische Sedimente und die bis in das Karbon reichenden Sonderentwicklungen der Gießen-Decke und der angrenzenden Lindener Mark bis hin zu alttertiären und pliozänen Sedimenten sowie tertiären Vulkaniten. Vorausgeschickt wird zunächst eine geographische Charakterisierung des Gebiets mit einer kurzen Übersicht über die Forschungsgeschichte und einer Einführung in geologische und tektonische Aspekte (Paläogeographie, tektonische Deformation, Metamorphose, Inkohlungsgrad). Daran anschließend werden die ausstreichenden Gesteinsformationen in weitgehend chronologischer Reihenfolge beschrieben. Anhand von 172 Aufschlüssen, viele davon mit einem guten Farbfoto dokumentiert, wird dieses geologische Spektrum dann hinreichend abgedeckt. Die Exkursionen sind dabei sinnigerweise nach Teilregionen geordnet und auf einer ausfaltbaren geologischen Karte im A3-Format eingetragen. Anhand dieser Grundlagen können Exkursionsrouten vom Nutzer selbst zusammengestellt werden.

Die in den letzten Jahren den internationalen Standards angepasste Terminologie und Gliederung geologischer Einheiten, die selbst guten Kennern oft noch nicht in Fleisch und Blut eingegangen sind, wurden gekonnt eingearbeitet und auf den neuesten Stand gebracht. Die Aufschlussbeschreibungen basieren ansonsten auf nachgelassenen Manuskripttexten des verstorbenen Erstautors Hans-Jürgen Anderle, der als der wohl beste Kenner des Taunus galt und geben laut Herausgebern den Wissensstand von Anfang 2012 wieder. Zusätzlich zu den umständlicheren Gauß-Krüger-Koordinaten werden UTM-Koordinaten angegeben, die das Auffinden der Punkte erleichtern. Die Themen Geomorphologie, Mineralisationen/alter Bergbau, Böden und Hydrogeologie des Taunus – letzteres vor allem hinsichtlich der Mineralwässer (Wiesbaden, Bad Nauheim, Bad Schlangenbad, Bad Schwalbach, Bad Soden) von Bedeutung – werden teilweise oder ausschließlich von weiteren Autoren kompetent behandelt.

Der Führer schließt mit einem sehr ausführlichen Literaturverzeichnis und je einem Sach- und Ortsregister. Für ein vollständiges Verständnis der Texte ist eine geowissenschaftliche Vorbildung sicher von Vorteil. Komplexe tektonische Gefüge und einige als Abbildungen beigegebene Gefügediagramme dürften allerdings ohnehin nur für eine Handvoll Spezialisten von Interesse sein. Hierauf hätte daher m. E. verzichtet werden können.

Für erdgeschichtliche Exkursionen in den Taunus und die daran angrenzende Lahn-Mulde bietet dieser sehr gut ausgestattete Führer jedenfalls eine sehr solide Grundlage und ist sowohl für Geowissenschaftler als auch für sonstige an der Geologie der Region Interessierte und Multiplikatoren gleichermaßen zu empfehlen.

Erschienen in Heft 2021/4 der Zeitschrift "Fossilien - Erdgeschichte erleben" als Besprechung von Günter Schweigert

Inhaltsverzeichnis nach oben ↑

Vorwort 1
1. Geographischer Überblick 4
1.1 Geomorphologie 7
1.1.1 Paläozoisch-mesozoische Formungsprozesse 8
1.1.2 Formungsprozesse im Neogen 9
1.1.3 Formungsprozesse im Quartär 9
1.1.4 Formungsprozesse im Holozän 11

2. Erforschungsgeschichte 12

3. Einführung in die Geologie des Taunus 14
3.1 Paläogeographische Entwicklung 14
3.2 Variskische Deformation und Metamorphose 16
3.2.1 Tektono-stratigraphische Großeinheiten/Schuppenstapel 17
3.2.1.1 Vordertaunus-Schuppenstapel 17
3.2.1.2 Taunuskamm-Schuppenstapel 19
3.2.1.3 Hintertaunus-Schuppenstapel 20
3.2.1.4 Lahntaunus-Schuppenstapel 21
3.2.2 Falten 1. Deformation 22
3.2.3 Falten 2. Deformation 23
3.2.4 Schieferungen und metamorphe Neubildungen 23
3.2.5 Scherzonen, Mylonite und Mélanges 26
3.2.6 Illit-Kristallinität 27
3.2.7 Inkohlung 28
3.3 Stratigraphie der tektono-stratigraphischen Großeinheiten 31
3.3.1 Vordertaunus-Einheit 31
3.3.1.1 Ordovizium
Bierstadt-Phyllit-Formation 31
3.3.1.2 Silur
Rossert-Metaandesit-Formation/Wiesbaden-Metarhyolith-Formation 34
3.3.1.3 Silur/Devon
Eppstein-Formation/Lorsbach-Formation 37
3.3.2 Taunuskamm-Einheit 39
3.3.2.1 Silur
Kellerskopf-Formation 39
3.3.2.2 Gedinnium
Bunte-Schiefer-Formation 41
3.3.2.3 Siegenium
Hermeskeil-Formation/Taunusquarzit-Formation 41
3.3.3 Hintertaunus-Einheit 44
3.3.3.1 Unterdevon, Unterems-Stufe
Hunsrückschiefer-Formation (Ulmen-Unterstufe)/Hennethal-Subformation (Sauerthaler Schichten)/Bornich-Subformation/Kaub-Subformation/Schwall-Subformation/Porphyroide/Singhofen-Formation/Spitznack-Subformation/Beuerbach-Subformation 45
3.3.3.2 Unterdevon, Oberemsstufe 48
3.3.4 Lahntaunus-Einheit 49
3.3.5 Lindener Mark 49
3.3.5.1 Andreasteich-Quarzit (-Formation) 51
3.3.5.2 Ostrakodenkalk (-Formation) 51
3.3.5.3 Orthocerenkalk (-Formation) 52
3.3.6 Gießen-Decke 52
3.3.6.1 Krofdorf-Formation 54
3.3.6.2 Gießener Grauwacke 54
3.3.6.3 Solmsthaler Phyllite 54
3.4 Postvariskische Entwicklung 55
3.4.1 Tertiär-Sedimente 55
3.4.1.1 Paleozän von Hahnstatten 55
3.4.1.2 Oligozän /Arenberg-Formation 56
3.4.1.3 Pliozän 58
3.4.2 Tertiär-Vulkanite 58
3.4.3 Bruchschollen 60
3.5 Hydrothermale Mineralisationen 65
3.5.1 Prävariskische (präorogene) Mineralisationen 65
3.5.2 Variskische (synorogene) Mineralisationen 70
3.5.3 Spätvariskische (spätorogene) Mineralisationen 72
3.5.4 Postvariskische Mineralisationen 75
3.5.5 Quartäre bis rezente Mineralisationen 80
3.6 Die Boden im Taunus 81
3.7 Hydrogeologie 87
3.7.1 Grundwasserleiter 87
3.7.2 Trinkwassergewinnung 88
3.7.3 Grundwasserbeschaffenheit 91
3.7.4 Mineralwässer, Heilquellen und Thermalwasser 92

4. Exkursionen 97
4.1 Vordertaunus-Einheit 97
4.2 Taunuskamm-Einheit 126
4.3 Hintertaunus-Einheit 141
4.3.1 Wisper-Gebiet 141
4.3.2 Aar-Gebiet 144
4.3.3 Emsbach-Gebiet 162
4.3.4 Weil-Gebiet 175
4.3.5 Usa-Gebiet 188
4.3.6 Solms- und Kleebach-Gebiet 195
4.4 Lahntaunus-Einheit 198
4.5 Gießen-Decke 227
4.6 Lindener Mark 235
Literatur 238
Sachregister 275
Ortsregister 298