Der aktuelle Band 111 in der Reihe Sammlung Geologischer Führer
widmet sich der erdgeschichtlichen Entwicklung des Taunus und
schließt damit eine Lücke in der Darstellung der regionalen
Geologie deutscher Mittelgebirge.
Das Autorenkollektiv legt eine gelungene Übersichtslektüre zur
komplexen paläogeographischen Entwicklung während des Paläozoikums und
zu den tektono-stratigraphischen Großeinheiten und Deformationsphasen
im Zuge der variskischen Gebirgsbildung dieser Region vor. Der
Einführung in die Geologie des Taunus sind zwei einleitende Kapitel
vorangestellt, welche Geomorphologie und Erforschungsgeschichte
erläutern. Die folgenden Kapitel zur Geologie und Tektonik sind kurz
und informativ verfasst sowie durch passend ausgewählte, den Text
ergänzend begleitende Abbildungen und Aufschlussfotos
aufgelockert.
Die den Großstrukturen Vordertaunus, Taunuskamm, Hintertaunus,
Lahntaunus, Gießen-Decke und Lindener Mark folgende Darstellung der
paläozoischen Einheiten wird durch separate Kapitel zur
postvariskischen Entwicklung mit den unterschiedlichen,
charakteristischen Mineralisationsphasen und den Sedimenten und
Vulkaniten des Paläo- und Neogens (der Text verwendet noch die
traditionelle Bezeichnung Tertiär im Sinne der allgemeinen
Verständlichkeit) ergänzt. Es folgen Darstellungen der Bodentypen, der
Grundwasserbeschaffenheit und Trinkwassergewinnung sowie den für die
Region berühmten, zahlreichen Mineral- und Thermalwasser. An dieser
Stelle oder im Anhang hätte man sich eine zusammenfassende Abbildung
der zeitlich-räumlichen Darstellung der gebirgsbildenden Prozesse und
eine paläogeographische Karte zur Verdeutlichung des
erdgeschichtlichen Rahmens gewünscht. Dadurch wären auch die
bemerkenswerten Großstrukturen der Region erkennbarer
geworden. Hinweise zu paläontologischen Funden hinsichtlich
Alterseinstufung erscheinen in den stratigraphischen Kapiteln, ein
eigenes Kapitel dazu wäre wünschenswert gewesen. Es folgt der
ausführliche Exkursionsteil, in dem die Autoren bewusst keine
Exkursionsrouten vorschlagen, sondern bei der Beschreibung der 172
Aufschlüsse den im ersten Teil des Bandes vorgestellten geologischen
Großeinheiten des Taunus folgen.
Die Auswahl der Exkursionspunkte orientiert sich an den gut
zugänglichen Aufschlüssen entlang der den Taunus in nordwestlicher
Richtung querenden Flusstälern. Eine geologische Faltkarte mit
Aufschlusspunkten und ausgewählten Profilschnitten erleichtert und
regt eine individuelle Routenplanung an. Auch die Angabe der
Aufschlusskoordinaten sowohl als Hoch-und Rechtswerte (Gauß-Krüger)
als auch als UTM-Werte ist dazu sehr hilfreich. Grau hinterlegte
Textboxen, die zusätzliche Informationen enthalten oder Sachverhalte
näher erläutern, wie auf Seite 46 zu den Porphyroiden oder auf Seite
108 zum Nauroder Basalt, wären an anderen Stellen - z.B. im
einleitenden Teil zu stratigraphisch wichtigen Fossilgruppen
(Graptolithen, Conodonten, Brachiopoden) und insbesondere bei
Exkursionspunkten mit historischem Bezug (z.B. Thermal- und
Mineralquellen, Schieferabbau, Limes, Kloster Eberbach) - ebenso
angebracht gewesen. So verlieren sich viele wichtige Informationen
etwas im fortlaufenden Text.
Das umfassende Literaturverzeichnis und jeweils sehr detaillierte
Stichwort- und Ortsverzeichnisse ermöglichen eine weiterführende
Lektüre und eine thematische Auswahl unter den zahlreichen
Exkursionspunkten. Somit spricht dieser sehr informativ gestaltete
Geologische Führer, der die Reihe des Stuttgarter Wissenschaftsverlags
Gebrüder Borntraeger bestens ergänzt, eine breite Leserschaft an und
sollte insbesondere in der geologischen Geländeausbildung an
Universitäten, derer allein drei (Frankfurt, Darmstadt, Mainz) die
vielfältige Geologie des Taunus als Tagesexkursionen anbieten können,
als Planungshilfe und für Studierende als Einstiegslektüre genutzt
werden. Darüber hinaus ist durch die Verwendung der aktuellen
stratigraphischen Termini (Formationen, etc.) auch der Vergleich und
Bezug zu aktuellen Fachpublikationen und Forschungen möglich. Damit
bietet dieser Geologische Führer eine wertvolle Ergänzung der
umfangreichen Fachliteratur auch über den Taunus hinaus.
-Annette E. Götz, Landesamt für
Bergbau, Energie und Geologie