Inhaltsbeschreibung top ↑
In der vorliegenden Arbeit werden die Krustenflechten der beiden ver
breiteten Alpenrosenarten - Rhododendronferrugineum L. und
Rhododendron hirsutum L. (Ericaceae) - aus dem Bereich des
Ostalpenraumes (inklusive einiger Belege aus den angrenzenden
Westalpen) ausführlich diskutiert. Bestimmungsschlüssel zur
Identifizierung der Flechten auf Rhododendron werden vorgelegt. Die
Lichenenflora dieser beiden Phorophyten setzt sich vorläufig aus 118
Sippen im Artrang (darunter sind einige als Kollektiv aufzufassen; 6
sind ohne nähere Bestimmung), 5 Varietäten und 2 Formen aus insgesamt
42 Gattungen zusammen. Zwei Arten (Biatora porphyroplaca HINTEREGGER &
POELT und Rinodina ventricosa HINTEREGGER & GIRALT) sowie eine
Varietät (Acrocordia gemmata var. rhododendri HINTEREGGER) werden neu
beschrieben. Biatora flavopunctata (TONSB.) HINTEREGGER & PRINTZEN
comb. nov., Biatora subgilva (ARNOLD) HINTEREGGER comb. nov. et
stat. nov. und Lecidea betulicola f. endamylea (HEDL) HINTEREGGER
comb. nov. werden als neue Kombinationen vorgeschlagen.
Die Flechtenflora der Alpenrosen scheint weniger substratspezifisch zu
sein als anfangs vermutet. Es gibt relativ wenige Sippen, die sich
mehr oder weniger als ausgesprochene Substratspezialisten (wie
z.B. Anzina carneonivea var. tetraspora, Arthopyrenia rhododendri,
Biatora leprosula, Biatora rhododendri, Biatora subgilva, Lecia’ea
rhododena'rina, Melaspilea rhododendri, Porina arnoldii und Rinodina
ventricosa) erwiesen haben. Eine weitere kleinere Anzahl von Arten
(z.B. Biatora flavopunctata, Biatora pullata, Caloplaca sorocarpa,
Lecanora boligera‚ Lecanora fuscescens, Lecanora gisleri und Lecanora
salicicola) tritt bevorzugt auf diesen Unterlagen auf. Bemerkenswert
ist, daß die beiden Rhododendron-Arten unterschiedlich gerne von
Krustenflechten besiedelt werden. Von den insgesamt 125 Sippen sind
nur 33 auf beiden Substraten zu finden. 77 Sippen kommen
ausschließlich auf Rhododendron ferrugineum vor, 15 nur auf
Rhododendron hirsutum. Die Sippen rekrutieren sich aus den
unterschied- lichsten geographischen Florenelementen. Eine große
Gruppe der Sippen ist circumboreal verbreitet; zahlreiche Flechten
kommen arktisch—alpin, boreal-alpin und alpin vor; (sub-)ozeanische
bzw. atlantische Elemente sind ebenso keine Seltenheit. In
ökologischer Hinsicht ist ein bedeutender Anteil an Krustenflechten
(23! der behandelten Sippen) eigentlich zu den Gesteinsflechten (fast
ausschließlich Silikatflechten) zu zählen, die auf den niederliegend
wachsenden Alpenrosenstämmchen geeignete Existenzbedingungen vorfinden
und von der saxicolen zur corticolen Lebensweise übergehen.
Alle behandelten Sippen werden in ihren morphologischen, anatomischen
und meist auch chemischen Merkmalen dargestellt, wobei besonderes
Augenmerk auf die Angehörigen der mittlerweile allgemein als
selbständig anerkannten, aber noch nicht klar umgrenzten Gattung
Biatora gelegt wurde; entsprechend sind die neun auf Rhododendron
gefundenen Vertreter von Biatora s.str. und Biatora s.l. besonders
eingehend bearbeitet worden. Folgende Taxa wurden
taxonomisch-nomenklatorisch näher studiert: Arthonia radiata,
Arthopyrenia rhodoa'endri, Lecanora gisleri und Melaspilea
rhododendri.
Umfangreiches Material (ca. 2000 Belege, die sich aus Proben aus
verschiedenen privaten und Öffentlichen Herbarien sowie aus eigenen
Exkursionen zusammensetzen) ist untersucht worden; nicht zuletzt, um
ein entsprechendes Spektrum der Variabilität und Modifikabilität
innerhalb der Arten sowie ihrer Verwandtschaftsbeziehungen zu
gewinnen. Ebenso wurden die ökologischen Ansprüche sowie die
geographischen und +/- soziologischen Gegebenheiten der Flechten
berücksichtigt. Um die bis dato bekannte Gesamtverbreitung der
einzelnen Arten und Varietäten aufzuzeigen, sind auch außeralpine
Vorkommen mit den entsprechenden Literaturhinweisen in die Arbeit
aufgenommen worden. Die Fundortsdaten der untersuchten Belege sind
stets im Anschluß an die jeweilig behandelte Sippe angeführt.
Verbreitungskarten werden bei 7 Taxa mitgeliefert.