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H. Dierschke
Tuexenia 20 (2000), S. 452
2000. VIII, 151 Seiten, 46 Abbildungen, 17 Tabellen, 14x22cm, 330 g
Sprache: Deutsch
(Dissertationes Botanicae, Band 330)
ISBN 978-3-443-64242-6, brosch., Preis: 46.00 €
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Fragmentierung • Population • Pflanze • Genetik • Porphyr • Kuppenlandschaft
H. Dierschke
Tuexenia 20 (2000), S. 452
Das gelbblühende Brillenschötchen (Biscutella laevigata), ein natürlicherweise seltenes Eiszeitrelikt, hat trotz schon lange bestehender Isolation und Fragmentierung große Zeiträume überdauert, ohne dass ein starker Rückgang der Art zu bemerken wäre. Hieraus ergibt sich die Fragestellung, ob auch genetische Prozesse als Aussterbefaktoren bei Reliktarten nachweisbar sind.
Die Untersuchung analysiert zum einen den Einfluss fragmentierter Verbreitung und unterschiedlicher Populationsgrößen von Biscutella auf die genetische Variation und Fitness der Art, zum anderen, welche Faktoren das langfristige Überleben dieser Art ermöglicht haben können.
Die Ergebnisse der populationsbiologischen und genetischen Untersuchungen lassen sich folgendermaßen vereinfacht zusammenfassen: Aufgrund der Langlebigkeit der Einzelindividuen und dem in den Einzelpopulationen enthaltenden hohen Maß an genetischer Variation - trotz lange bestehender Fragmentierung und Isolation - spielen genetische Zufallsprozesse bei der Gefährdung und dem lokalen Aussterben von Biscutella laevigata keine Rolle. Die Populationsgröße hat keinen Einfluss auf die Fitness, da durch Inzuchtvermeidung und der Fähigkeit zur vegetativen Vermehrung die hohe genetische Variation aufrechterhalten bleibt. Also auch kleine Populationen sind in der Lage über lange Zeiträume zu überleben.
Diese Untersuchungen erklären z.B. sehr gut den Befund, dass alle etwa 20 Vorkommen von Biscutella laevigata, die es um 1900 in Baden-Württemberg gab, auch noch heute rezent vorhanden sind.
Fazit: Für die Artenschutz bedeuten diese Ergebnisse, dass es mit Hilfe derartiger differenzierter Untersuchungen und moderner Methoden der Genetik möglich wird, fundierte Gefährdungsgrad-Analysen für einzelne Arten aufzustellen. Nur durch die verbesserte Kenntnis - gerade zur Populationsbiologie und Genetik einer Art - können für deren Erhaltung die erforderliche Schutzmaßnahmen besser abgeleitet werden. Auch der Erfolg oder Misserfolg geplanter oder bestehender Maßnahmen lässt sich somit abschätzen. Von Andrea Dannemann: Der Einfluss von Fragmentie- rung und Populationsgröße auf die genetische Variation und Fitness von seltenen Arten am Beispiel von Biscutella laevigata (Brassicacese)
Dr. Rainer Mast, LfU, Ref. 25
Naturschutz-Info 3/2000, S. 42