Die Zunahme neophytischer Amaranthaceae und Chenopodiaceae auf den
Sand- und Kiesbänken am Niederrhein in den letzten Jahrzehnten war
Anlass, das aktuelle Vorkommen dieser Artengruppe zu kartieren und
ihre Einwanderungs- und Einbürgerungsgeschichte
darzustellen. Pflanzensoziologische Tabellen zeigen den
Verbreitungsschwerpunkt dieser Arten im Polygono-Chenopodietum, im
Bromo-Corispermetum leptopteri sowie auf Äckern. Blattquerschnitte im
Hinblick auf die für C4-Pflanzen typische Kranzanatomie wurden
durchgeführt und mit Listen von bekannten C4-Arten verglichen. Hierbei
wurde Amaranthus bouchonii erstmals explizit als eigene Art
untersucht. Da die Wuchshöhe und Biomasseproduktion der Amaranthaceae
und Chenopodiaceae stark vom Nährstoffgehalt des Bodens abhängen,
wurde dieser Zusammenhang im Kulturexperiment und am natürlichen
Standort quantifiziert. Die Diasporen wurden im Hinblick auf ihre
Schwimmfähigkeit also die Fähigkeit zur Hydrochorie untersucht und
verglichen. Keimungsexperimente zeigten neben dem Einfluss von
Wasserlagerung und Keimungstemperatur auch die lange Keimfähigkeit der
Samen.
Auf den Sand- und Kiesbänken des Flussufers ist die
Entwicklungsperiode der Pflanzen limitiert durch den Rückzug
sommerlicher Überschwemmung auf der einen Seite und den Beginn der
kalten Jahreszeit auf der anderen Seite. Die unterschiedliche
Anpassungsfähigkeit an diese Limitierung steht bei Amaranthus-Arten
mit ihrem Einbürgerungsstatus in Zusammenhang. Dies zeigte ein
Kulturexperiment, bei dem Samen von Arten mit unterschiedlichem
Einbürgerungsstatus in wochenweisem Abstand von Mitte Juni bis Mitte
September ausgesät wurden. Ein weiteres Experiment, bei dem
eingebürgerte und ephemere Amaranthus-Arten unter einem
Temperaturgradienten kultiviert wurden, zeigte, dass insbesondere die
ephemeren Arten mit einem starken Zuwachs und verstärkter
Samenproduktion schon auf leichte Temperaturerhöhungen reagieren. Im
Zuge einer Klimaerwärmung ist wegen des direkten Temperatureinflusses
und durch die Verlängerung der Vegetationsperiode daher mit der
weiteren Einbürgerung bestimmter, bislang noch ephemerer
Amaranthus-Arten zu rechnen.