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Wenn mit der vorliegenden Darstellung der Versuch unternommen wurde, dem Limnologen den Hochgebirgssee der Alpen als Lebensraum zu schildern, so ist zuvor vonnöten, Klarheit über die im Titel gewählten Begriffsfassungen zu schaffen. Die Wasserbecken, um deren limnologische Charakteristik es sich hier handelt, gehören ausschließlich jenem europäischen Gebirgszuge an, welcher an der Küste des Ligurischen Meeres beginnend und ostwärts abbiegend bis zum rechten Donauufer bei Wien reicht, d. h. somit den Alpen als geographischem Bereich. Nur in diesem Sinne (= den Alpen zugehörig) wird auch der Ausdruck "alpin" hier gebraucht, ein Terminus, dem in der naturwissenschaftlichen Literatur bekanntlich häufig eine andere Bedeutung zukommt; in der Regel steht er in Anwendung auf einen bestimmten Höhengürtel und als solcher im Gegensatze zu anderen Bezeichnungen (z. B. nival, subalpin, montan), so daß er nicht nur für die verschiedensten europäischen Gebirge, sondern auch für die Bergwelt anderer Kontinente (z. B. alpine Zone des Himalaja) gelten kann. Im folgenden soll jedoch der Charakter einer Höhenzone durch die erste Hälfte des Wortes "Hochgebirgssee" zum alleinigen Ausdruck gelangen. Mit Rücksicht auf die unterschiedliche Verwendung dieses Namens bei einzelnen Autoren muß seine Wahl näher begründet werden. Mit dem Begriff Hochgebirge oder Hochgebirgsregion verbindet der Alpenbewohner ein ganz bestimmtes landschaftliches Bild. Wenn man in den Alpen von irgend einem Talpunkte aus bergwärts wandert, so überschaut das Auge zunächst vorwiegend Kulturland, wie es der längs des Hauptwasserlaufes angesiedelte Mensch geschaffen hat: Acker- und Wiesenflächen herrschen vor. Je nach lokalen Verhältnissen ändert sich dieser Eindruck mehr oder weniger rasch im Aufwärtsschreiten: Waldgebiete übernehmen die Vorherrschaft, um diese schließlich — über die menschlichen Siedlungen hinaus — in eine meist vollständige Alleinherrschaft zu verwandeln.