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Die Entwicklung der limnischen Bodenkunde ist in den letztvergangenen
zwei Dezennien eine sehr lebhafte gewesen.
Sie ist bedingt durch die Begründung der Methoden einerseits zur
quantitativen Erforschung der Bodenfauna um etwa 1910 (29), anderseits
zur exakten Untersuchung der Bodenablagerungen auf Grund von
profilentnehmenden Apparaten, die um etwa 1917 (92) zum erstenmal auf
dem Gebiet der Süßwasserbiologie in Gebrauch kamen.
Diese methodologischen Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium
der limnischen Bodenkunde haben dann auch eine sehr lebhafte
Wirksamkeit nach verschiedener Richtung hin bedingt. Sie ist
tatsächlich schon in mehrere Hauptzweige gespalten, die z. T. nur von
besonders darauf eingestellten Spezialisten verfolgt werden
können. Ein Zweig, der älteste, führt ins zoologische Gebiet. Dieser
hat auch für die praktisch angewandte Fischereibiologie eine
wesentliche Rolle gespielt. Ein anderer, jüngerer Zweig führt in die
Sedimentkunde hinein. Hier wurden zuerst ins Einzelne gehende exakte
Methoden ausgebildet, die in erster Linie in einer Chronologie der
Schlammablagerungen gipfelten. Das schaffte zahlreiche, früher nicht
hinreichend gewürdigte Berührungspunkte mit der Geologie. Der jüngst
ersprossene Zweig der limnischen Bodenkunde geht endlich von der
Mikrobiologie aus, scheint aber jedenfalls vorläufig die dabei
gewonnenen Erfahrungen in erster Linie wiederum in geologischer
Richtung hin verwerten zu können.
Wohin wir also schauen, herrscht zurzeit eine sehr lebhafte Arbeit auf
dem Gebiet der limnischen Bodenkunde. Es ist gewiß unter diesen
Voraussetzungen kaum möglich, eine Zusammenstellung dieser z. T. noch
so sehr im Fluß befindlichen Forschungen in ihrer Gesamtheit zu
geben. Die vorliegende Darstellung macht auch gar keine Ansprüche in
dieser Richtung. Ihr Zweck ist nur, eine allgemeine, elementar
gehaltene Einführung in die sich auf rezente Verhältnisse beziehende
limnische Bodenkunde zu geben. Sie befaßt sich demnach nur mit den
allgemeinen Voraussetzungen, die eigentlich jedem Limnologen - ganz
abgesehen von seiner speziellen Einstellung — bekannt sein
sollten. Wer dann spezielle Gebiete erschließen will, muß zur
Spezialliteratur greifen, die in dieser Sammlung durch die Werke von
Lundqvist (Sedimentkunde, 82) und Thienemann (Bodenfauna, 157)
vertreten wird, bezw. vertreten werden soll (Perfiliew,
Mikrobiologie).
Die Übersicht über die Bodenablagerungen der Seen, welche im Folgenden
gegeben werden soll, trägt natürlich in Übereinstimmung mit dem
eigenen Standpunkt der Forschung noch einen höchst ungleichmäßigen
Charakter. Im großen und ganzen mußte sie weiter auf die Verhältnisse
der normalen Süßwasserseen des temperierten Europas beschränkt
bleiben. Es ist mein Bestreben gewesen, dem sich hierauf beziehenden
Tatsachenmaterial auf regionalem Grund eine allgemeine Beleuchtung zu
geben, um damit besonders auf die zahlreichen noch vorhandenen Lücken
unseres Wissens hinzuweisen. Denn die limnische Bodenkunde wird noch
für Jahre Gebiete aufzuweisen haben, die den Forscher mit all dem
Zauber des Unbekannten umgeben.