Risikoanalyse im Zeichen des beginnenden Klimawandels und vermehrt
auftretender Schäden ein hochaktuelles Thema. BRUNO MERZ nimmt sich
dabei dem in Deutschland flächenmäßig am weitesten verbreiteten Risiko
an, dem Hochwasser. Dabei gelingt es ihm, nicht nur mit
Eintrittswahrscheinlichkeiten als Parameter für ein Risiko zu
operieren, wie es in vielen früheren Veröffentlichungen schon
durchgeführt wurde, sondern er bezieht sich konkret auf die Gefahren
und Schadenereignisse sowie die Konsequenzen, die aus einem
Schadenfall zu ziehen sind.
Schon in den einleitenden Kapiteln wird deutlich, dass in dem Begriff
Risiko wesentlich mehr steckt, als allgemein angenommen. Auch die
gezeigte Definition des Risikos als Schnittmenge aus Gefährdung und
Vulnerabilität ist so nicht eindeutig verständlich, da schon zwischen
Gefahr und Gefährdung differenziert wird und für die Vulnerabilität
mindestens die Exposition und die Anfälligkeit hinzugezogen werden
müssen. Schnell wird klar, dass die Definitionen der Unterbegriffe
weitere Missverst ändnisse implizieren können. All dieses stellt BRUNO
MERZ ausführlich und verst ändlich dar und beschreibt dabei noch, wie
ein Risikomanagement als Sicherheitsstrategie benutzt werden kann. Mit
diesem Grundwissen gewappnet wird der Leser mit den grundsätzlichen
Elementen einer naturwissenschaftlichen-technischen Risikoanalyse
vertraut gemacht.
Auch wenn die Arbeit in mehr Kapitel gegliedert ist, beschreibt und
beantwortet BRUNO MERZ doch im Wesentlichen konsequent und ausführlich
die drei Fragen der Risikoanalyse: 1. Was sind Gefahren und
Schadenereignisse? 2. Wie wahrscheinlich sind Schadenereignisse?
3. Was sind die Konsequenzen, wenn ein Schadenereignis eintritt? Dabei
wird deutlich, dass es bei der Analyse der Gefahren in Deutschland
noch Defizite gibt. Diese liegen z.B. im Bereich der Unter- oder
Überbewertung von Schadenszenarien, wobei als Ursache die
unzureichende Vernetzung von Methoden auszumachen ist. Auch im Bereich
der Eintrittwahrscheinlichkeiten kann BRUNO MERZ Defizite für die
Analyse von Risiken in Flussgebieten herausarbeiten, die im Weiteren
in konzeptionelle Defizite münden. Schlussendlich widmet er besondere
Aufmerksamkeit den Konsequenzen, wobei auch die intangiblen und
indirekten Folgen ausführlich berücksichtigt werden.
Aber nicht nur die Methoden werden eingehend und verständlich
beschrieben, es erfolgt auch eine entsprechende
Interpretation. Hierbei wird auf die räumliche Darstellung ebenso
eingegangen wie auf die Risiko-orientierte Bemessung von
Hochwässern. Auch Aussagen zur Risikobewertung und zum
Risikomanagement fehlen nicht. Abschließend gibt die interessante
Bemerkung Anlass zum Nachdenken: Bezüglich der Hochwasservorsorge,
dominiert in Deutschland das Leitbild der Schadenfreiheit, nicht das
adäquatere des Risikomanagements.. Darin klingt einerseits das Bild
vom ordentlichen Deutschen an, der versucht alles zu regeln, auch die
Natur. Andererseits führt sie mit Blick auf den Klimawandel auch
dahin, dass wir zukünftig mit häufigeren und größeren Risiken leben
und diese managen müssen.
Die Monographie Hochwasserrisiken ist gleichzeitig die
Habilitationsschrift von BRUNO MERZ, und dennoch ist sie so
verständlich geschrieben, dass sie als Fachbuch und Leitfaden
Anwendung finden kann. Der Kreis der Leserinnen und Leser, die Gewinn
aus diesem Buch ziehen können, ist groß. Sicherlich gehören Angeh
örige von Behörden und Planungsbüros ebenso dazu, wie solche aus
Universitäten und mit Hochwasser und Risikoanalyse generell befassten
anderen Institutionen. Auch Studierenden höherer Semester kann dieses
Buch, z.B. begleitend zu Abschlussarbeiten, empfohlen werden.
BERND CYFFKA, Eichstätt
Zeitschrift für Geomorphologie N.F., 51/4, Dezember 2007