Eine umfassende Geologie von Sachsen ist bereits 1962 von dem Geologen
Kurt Pietzsch geschrieben worden. Seit dieser Publikation sind 50
Jahre vergangen, in denen umfangreiche und breit angelegte
geologische, geophysikalische und auch bergmännische Untersuchungen
durchgeführt wurden. Sie brachten eine Fülle von neuen Fakten und
einen bemerkenswerten Erkenntniszuwachs. So war bereits in den 80er
Jahren zur DDR-Zeit die Notwendigkeit erkannt worden, die neuen
Forschungsergebnisse in Form einer aktuellen Monographie Über die Ge-
ologie Sachsens zusammenzufassen.
Wegen des umfangreichen Materials erwies es sich als zweckmäßig, den
Stoff in zwei Teile aufzugliedern. Im vorliegenden Teil „Geologie von
Sachsen I" werden der geologische Bau und die Entwicklungsgeschichte
beschrieben, im zweiten Teil „Geologie von Sachsen ll” werden die
Georessourcen (Rohstoffe) sowie Geopotentiale und Georisiken
behandelt. Beide Bücher sind ein Gemeinschaftsprodukt einer Vielzahl
von Fachleuten mit Spezialkenntnissen auf unterschiedlichen geo-
logischen Gebieten.
Im vorliegenden Band I vermitteln die Autoren auf der Grundlage von
Stratigraphie und Struktur den gegenwärtigen geologischen
Kenntnisstand und charakterisieren die Gesteine und
stratigraphischen Einheiten Sachsens, welche die Zeitspanne vom
Proterozoikum bis ins Holozän nahezu lückenlos abdecken. Dabei
gelingt es durch die Verbindung von Ergebnissen der Landeskartierung
mit ihren Arbeiten zur angewandten Geologie und den Resultaten
neuester Forschung durch sächsische Universitäten eine Brücke zwischen
den traditionellen Vorstellungen und modernen geologischen Modellen
zu bauen.
In morphologischer Hinsicht kann das Territorium des Freistaates
Sachsen in drei grundsätzliche Kategorien Flachland, Hügelland und
Bergland gegliedert werden. Diese Gliederung ist durch den
geologischen Bau bergründet und stellt gleichzeitig die Grundlage für
die naturräumliche Gliederung dar. Eingehend werden die Baueinheiten
des Grundgebirges erläutert, wobei das Erzgebirge eine besondere Rolle
spielt. Die Baueinheiten des sog. „Molassestockwerkes" bestehen aus
Schichten des Karbon und des Perm/Rotliegend, aber auch aus
magmatischen Bildungen mit zahlreichen Vulkanitvorkommen. Das
eigentliche postvaristische Deckgebirge besteht aus Zechstein, Jura
und Kreide, ferner aus dem jüngeren Tertiär und Quartär.
Aus der Fülle der neueren Erkenntnisse werden Entstehung und Vorkommen
nutzbarer Mineralien und Erze abgeleitet. Bei Durchsicht des Bandes
„Sachsen l" kann man aufgrund der detaillierten Grundlagen und
Forschungsergebnissen zum Schluss kommen, dass kaum ein Bundesland
derart genau geologisch erforscht ist wie das sächsische.
Das Buch ist nicht unbedingt eine spannende Lektüre, in der man
durchlaufend lesen kann. Man muss sich die „Rosinen" selbst
herauspicken. Wer sich mit geologischen Fragen, sei es als
Fachgenosse oder als Liebhaber beschäftigt, bekommt durch dieses Buch
jedoch eine hervorragende Übersicht über die geologischen Grundlagen
dieses Bundeslandes.
Prof. Dr.-Ing. Heinz Walter Wild
Zeitschrift zur Geschichte des Berg- und Hüttenwesens
Fischbacher Hefte 19. Jg., Heft 1/2013