Die 1.–3. Aufl. von K. S in Berlin bei Walter de Gruyter (1972, 1974,
1978), die 4. Aufl. von K. S & R. W in Berlin ebenfalls bei Walter de
Gruyter (1990); die 5. Aufl. von R. W in Berlin bei Walter de Gruyter
(2003), die 6. Aufl. von R. W Stuttgart bei E. Schweizerbart (2013).
Offenbar verkaufte sich auch die 6. Auflage dieses Standardwerks einer
Einführung in die historische Geologie für den deutschsprachigen
Raum gut, denn nach nur zwei Jahren liegt bereits eine überarbeitete
Auflage vor. Von diesem Traditionsbuch erschien nun die 7. Auflage
44 Jahre nach dem Erscheinen der ersten! Wie bereits vom Rez. zur
6. Auflage angemerkt, darf man auch bei der neuesten Auflage geteilter
Meinung darüber sein ob das Buch von Roland Walter heute noch in jeden
Bücherschrank eines Geowissenschaftlers gehört. Dieses liegt auch
daran, dass es eben nicht in einem Guss entstand, sondern durch
Überarbeitungen über die Jahre sein Gesicht veränderte und nicht so
modern daherkommt wie viele jüngere Lehrbücher auf diesem
Gebiet. Dennoch scheinen viele jüngere Leser immer noch ein deutsches
Buch englischsprachiger Lehrbuchlektüre vorzuziehen – anders kann sich
zumindest der Rez. den anhaltende Erfolg der „Erdgeschichte“ nicht
erklären.
Hier muss nun ein knapper inhaltlicher Abriss erfolgen, da dieses Buch
vielen Lesern bekannt sein dürfte: System Erde und die
erdgeschichtlichen Dokumente und Archive, Archaikum und Proterozoikum
und phanerozoische Entwicklung (größter Teil des Buches). Ein Ausblick
rundet den Inhalt ab. Modern sind die 35 Textboxen, die auch bereits
in früheren Auflagen enthalten waren und die wichtige Spezialthemen
behandeln. Das Buch ist reichlich illustriert, und auch darin liegt
seine Stärke und vermutlich ein Grund für seine Attraktivität unter
Studenten, die auch gerade an den Geländefotos Dinge lernen können,
die sie während der heutzutage sehr verkürzten Geländeausbildung nicht
mehr selbst sehen können.
Die bei früheren Auflagen dieses Klassikers aufgefallenen, und auch in
Rezensionen dieser Zeitschrift dargelegten Fehler und
Verbesserungsvorschläge, wurden nur teilweise umgesetzt. Dieses
erscheint im Gegensatz zum Eindruck zu stehen, den man auf der
Verlagsseite zum Thema findet. Dieses gilt auch für Tippfehler in der
Beschriftung von Abbildungen. So findet sich Abb. 4.4.5 immer noch
unverändert, die veraltete Grundüberzeugung „aberranter“ Ammoniten
hätten existiert, einem falsch geschriebenen Artnamen und Kreidestufen
ohne das heute obligatorische „-ium“ als Endung. In ein paar Fällen
setzte man die Kritik an veralteten Abbildungen mitunter zu
pragmatisch um, so wie bei der Abbildung der Dinosaurierskelette
(Abb. 4.4.6). Ersetzt man eine neue Zeichnung in eine Folge von
„alten“ Abbildungen, dann wäre es jedoch angezeigt die Quellenangabe
zu ändern (die ohnehin schon falsch auch in der alten Auflage auf
Sekundärliteratur verweist). Erfreulich ist, dass man die Korrekturen
statt des in der 6. Auflage beiliegenden Errata-Blatts vollständig
umsetzte, sodass das Blatt entfiel. Zusammengefasst erfolgten zwar
nicht alle notwendigen Veränderungen, die Tendenz zur Berücksichtigung
von Korrekturen ist aber sichtbar.
Der Rez. möchte noch kurz die potentielle Leserschaft erneut
ansprechen. Das dürften weniger Geowissenschaftler und interessierte
Laien sein, als vielmehr Studierende dieses Faches, der Biologie und
Geographie. Dem Anspruch der Verlagsinformation, man könne geologische
Zusammenhänge unseres Lebensumfeldes mit dem Buch verstehen und eine
ganzheitlichen Betrachtung der Erde und der uns umgebenden
Landschaften sei möglich, mag das Buch durchaus gerecht werden. Der
Zusatz, es helfe „zu einem bedachten Umgang mit (...) Ressourcen und
zu einer realistischen Beurteilung von Naturrisiken“ zu gelangen,
erscheint beim Fokus etwas zu weit hergeholt. Im Ausblick geht der
Verf. jedoch auf sieben Seiten auf übergeordnete Trends im System Erde
ein und reißt auch kurz die Rolle des Menschen an. Diesen Bereich
sollte man mit der erklärten Zielsetzung in den nächsten Auflagen noch
ausbauen: Er ist im Vergleich zur sechsten Auflage fast unverändert!
Zusammenfassend betont der Rez.: Egal, wer das Buch in die Hand nimmt
und egal, wie man das Zielpublikum definieren möchte, findet man immer
eine enorme Fülle an Wissen, und dieses Wissen wird reicht illustriert
und ist graphisch überwiegend sehr gut aufbereitet. Die gebundene
Ausgabe erscheint bei der exzellenten Ausstattung mit € 48,50
preislich angemessen.
Jens Lehmann, Bremen
Zentralblatt für Geologie und Paläontologie II, 2017 Heft 1-2