Die erste Auflage des Buches erschien vor 27 Jahren (Maresch &
Medenbach 1987) beim Mosaik-Verlag in München und wurde ein Jahr
später als Lizenzausgabe bei Bertelsmann in Gütersloh
nachgedruckt. 1996 brachte der Mosaik-Verlag in München eine
bearbeitete Sonderausgabe heraus (Maresch & Medenbach 1996). Die nun
vorliegende „zweite Auflage“ bei Schweizerbart stellt eine vollständig
überarbeitete Fassung des Steinbach Naturführers „Gesteine“ dar.
Das Inhaltsverzeichnis umfasst folgende Kapitel: Zum Buch; Was sind
Gesteine?; Die drei großen Gesteinsgruppen: Magmatite, Sedimentite,
Metamorphite; Der Aufbau der Erde; Die gesteinsbildenden Minerale; Das
Gefüge der Gesteine; Klassifikation und Entstehung der Gesteine;
Systematische Beschreibung der Magmatite; Systematische Beschreibung
der Sedimentite; Systematische Beschreibung der Metamorphite; Die
Meteorite; Eigenschaften der wichtigsten Auswahl weiterführender
Lehrbücher; Register der Gesteine und Fachbegriffe.
Vergleicht man beide Auflagen, so hat sich oberflächlich gesehen nur
wenig verändert. Das Inhaltsverzeichnis zeigt wenig Änderungen, doch
optisch und inhaltlich fallen deutliche Unterschiede auf. Die neue
Auflage ist statt 12 x 19 cm nun 14 x 21 cm groß. Sämtliche
Gesteinsfotos sind dementsprechend etwas größer abgebildet. Wenige
Gesteinsfotos wurden ausgetauscht und neue aufgenommen. Es fällt auf,
dass sämtliche Fotos kontrastärmer sind und manches Bild dadurch sehr
flau wirkt. Zusätzlich nahmen die Autoren diverse Umstellungen
vor. So werden die Pyroklastite nun nicht mehr bei den Vulkaniten
vorgestellt, sondern im Kapitel über die Sedimentite; die
Ultramafitite (Peridotit und Pyroxenit) wurden ins Unterkapitel
Spezielle Magmatite verschoben. Neu sind die Komatiite, die chemische
Klassifikation der Vulkanite, das Basalttetraeder und die meisten
Grafi ken im einleitenden Teil. Sehr viel ausführlicher ist die
Beschreibung des Kimberlits. Die systematische Beschreibung der
Sedimentite hat man vollständig überarbeitet. Die Konglomerate werden
nun nach Stow (2008) klassifiziert und die siliziklastischen
Sandsteine nach Petitjohn et al. (1987). Auch bei den Metamorphiten
hat sich einiges geändert. So wurden neu aufgenommen: die
Charnockit-Gruppe, die UHT-Metamorphite, die UHP-Metamorphite und die
Meteorite.
Die Texte sind didaktisch klug aufgebaut und die systematischen
Beschreibungen den charakteristischen Gesteinsfotos
gegenübergestellt. Das Layout ist sehr gefällig. Der flexible Umschlag
ist wasserabweisend. Die Gesteins gruppen sind farblich voneinander
abgehoben – Plutonite: rot; Vulkanite: orange; spezielle Magmatite:
violett; klastische Sedimentite: gelb; Pyroklastika: braun; chemische,
biochemische und biogene Sedimentite: blau; Metamorphite: grün;
Meteorite: grau. Die Fotos bilden typische Gesteinsvertreter aus aller
Welt ab. Die Einteilung der Magmatite und Metamorphite folgt
weitestgehend den allgemein gültigen Nomenklaturempfehlungen der IUGS
(International Union of Geosciences), die der Sedimentite u. a. den
Vorschlägen von Füchtbauer et al. (1988), Stow (2008) und Petitjohn et
al. (1987).
Neben allen Vorzügen findet man im Buch noch kleinere Kritikpunkte:
Auf S. 52 bilden die Autoren die Bowen'sche Reihe ab, geben aber die
Originalquelle nicht an (Bowen 1922). Ebenso fehlt die Literaturstelle
zur Goldich'schen Reihe (Goldich 1938) auf S. 188 und die Quelle zu
„dem Buch Cronstedt-Münnich (1770)“ (Cronstedt & Brünnich 1770),
zitiert auf S. 196. In der weiterführenden Literatur vermisst man
wichtige Bücher wie Boggs (2009), Gill (2010), Lockwood & Hazlett
(2010) und Philpotts & Ague (2010). An mehreren Stellen verwenden die
Autoren den Begriff Lebensstellung statt Lebendstellung (S. 192,
S. 224); Chert wird auf S. 188 fälschlicherweise als Mineral
aufgelistet; Hauyn ≠ Haüyn (S. 53); Tropfstein und Kalkoolith sind
großteils biogene Bildungen von Pilzen und/oder Bakterien – diese
Information fehlt auf S. 232f. Der Karneol in Abb. 175a ist ein
rötlich gebänderter Achat. Abb. 102 zeigt einen latiandesitischen
Mandelstein aus dem Steinbruch Juchem (nicht Melaphyr, da keine
basaltische Zusammensetzung!). Dieser Steinbruch liegt auch nicht im
Odenwald (S. 140) sondern auf der Gemarkung Niederwörresbach in
Rheinland-Pfalz. Die Abbildungsbeschreibungen erscheinen der
Rezn. viel zu kurz. Gerne hätte der Leser mehr über die gezeigten
Gesteine, z. B. über den sichtbaren Mineralbestand der Vulkanite, den
Fossilinhalt (Artnamen und Gesteinsalter) der biogenen Sedimentite
oder das geologische Alter der BIF etc. erfahren.
Was unterscheidet diese Neuauflage nun von den beiden wichtigsten
deutschsprachigen „Konkurrenz-Gesteins-Bestimmungsbüchern“ mit
umfangreichen farbigen Gesteinsbildern? Ss (2012) systematische
Gesteinsbeschreibungen sind sehr viel kürzer, die Fotos deutlich
kleiner und weniger aussagekräftig. Das Werk von Vinx (2011) enthält
viel mehr Detailinformationen, besitzt aber vom Aufbau und vom Layout
her einen deutlichen Nachteil: Es ist größer, unhandlicher (fester
Einband), deutlich teurer und trotz des Titels „Gesteinsbestimmung im
Gelände“ für eine Mitnahme ins Gelände wenig geeignet.
Das vorliegende, reich bebilderte Bestimmungsbuch eignet sich
gleichermaßen für Studierende der Geowissenschaften und verwandter
Fächer sowie für interessierte Laien und als Informationsquelle
und/oder Nachschlagewerk für all diejenigen, die sich haupt- oder
nebenberufl ich mit Gesteinen beschäftigen. Wer sich eher für die
technische Seite der gebräuchlichsten Naturwerksteine und
Lockergesteine interessiert, der ist mit Sebastian (2014) besser
bedient.
Cornelia Schmitt-Riegraf, Münster in Westf.
Zentralblatt für Geologie und Paläontologie II Jg. 2014 Heft 5-6