Die zusammenfassende Darstellung der Geologie von Hessen schließt mit dem vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie herausgegebenen gleichnamigen Band eine bisher noch bestehende Lücke in der Reihe der Beschreibung zur Geologie der deutschen Bundesländer.
Ein stattliches Autorenkollektiv von 40 Geowissenschaftlern und Kennern der regionalen Geologie legt mit diesem Werk einen umfassenden, aktuellen Überblick der geologischen Vielfalt dieses Bundeslandes vor. Diese sehr gelungene Kompilation besticht durch die durchgehend einheitliche graphische Gestaltung wie sie für Übersichtswerke dieses Umfangs selten ist.
Den beiden einleitenden Kapiteln zur geologischen Erforschungsgeschichte und zur natur- und strukturräumlichen Gliederung Hessens folgt die regional gegliederte Darstellung der paläozoischen Einheiten. Diese beginnt mit einer sehr anschaulichen, reich illustrierten Übersicht zur geotektonisch-paläogeographischen Entwicklung Mitteleuropas vom Jung-Präkambrium bis ins Karbon, welche den überregionalen Rahmen verdeutlicht. Im Folgenden werden die stratigraphischen Einheiten des Taunus, Lahn-Dill-Gebiets, Kellerwalds, nordöstlichen Rheinischen Schiefergebirges und der osthessischen paläozoischen Aufbrüche behandelt. Dem kristallinen Odenwald und Spessart als Teile der SW-NE streichenden Mitteldeutschen Kristallinschwelle, die von den Nord-Vogesen und Pfälzer Wald im Südwesten bis zum Kyffhäuser im Nordosten zu verfolgen ist, sind zwei die komplexe Entwicklung dieser Regionen sehr gut zusammenfassende Unterkapitel gewidmet. Das Paläozoikum-Kapitel schließt mit der Darstellung der hessischen Rotliegend- und Zechsteinvorkommen, eingebettet in den überregionalen Rahmen des südlichen mitteleuropäischen Permbeckens.
Das folgende Mesozoikum-Kapitel ist aufschlussbedingt schwerpunktmäßig den Triasvorkommen gewidmet. Hiervon nimmt der Buntsandstein flächenmäßig den größten Teil ein, namengebend für den Buntsandstein-Odenwald im Süden und die Hessische Buntsandstein-Scholle im Nordosten. Muschelkalkvorkommen beschränken sich mit Ausnahme des Michelstädter Grabens im südlichen Odenwald ebenfalls auf den nordöstlichen Teil Hessens mit den nordhessischen Typusgebieten Diemel und Meißner, namengebend für die entsprechenden Formationen im Mittleren und Oberen Muschelkalk. Es schließen sich die Unterkapitel mit der Beschreibung der ausschließlich in tektonischen Gräben überlieferten Sedimente des Keupers und Unteren Juras sowie der umgelagerten Relikte der basalen Oberkreide (Cenomanium/Turonium) und der Oberkretazischen Vulkanite an.
Das sich anschließende umfangreiche, sehr gut illustrierte Känozoikum-Kapitel spiegelt die Bedeutung der hessischen Vorkommen tertiärer und quartärer Ablagerungen in der Stratigraphie von Deutschland und für die Rekonstruktion der Klimageschichte Mitteleuropas wider. Ebenso ist der tertiäre Vulkanismus, der in Hessen mit dem Vogelsberg das größte geschlossene Vulkangebiet Mitteleuropas enthält, gebührend dargestellt. Die Beschreibung der Böden Hessens im nächsten Kapitel findet ergänzt durch die repräsentative Fotodokumentation der unterschiedlichen Bodentypen in angemessenem Detail statt. Ein weiteres Kapitel umreißt die bedeutenden archäologischen Funde in Hessen vom Paläolithikum bis in die Eisenzeit. In grau hinterlegten Textboxen werden in einzelnen Kapiteln, wie im Kapitel zur Archäologie der Glauberg (S. 488), Besonderheiten durch zusätzliche Informationen hervorgehoben (z.B. Fossilfunde der Korbacher Spalte, S. 212-214; Bedeutung von Paläoböden, S. 251; Messel, S. 360; Mosbacher Sande, S. 443), im Unterkapitel Muschelkalk allerdings über sechs Seiten mit vier „Exkursen“ zu Fossilinhalt und Ablagerungsraum sehr ausgedehnt mit Lehrbuchcharakter. Dafür hätte man sich auch im Rotliegend-Unterkapitel eine Textbox zu den Fährten im Cornberger Sandstein gewünscht.
Die folgenden Kapitel widmen sich den Rohstoffvorkommen, oberflächennaher und tiefer Geothermie, Hydrogeologie, Geophysik, Ingenieurgeologie und Altlasten. Auch für diese Kapitel erfolgte eine sorgfältige Auswahl repräsentativer Abbildungen und Fotos, welche den Text mit der gewünschten übersichtlichen Information zu angewandten Themen der Geologie Hessens ergänzen. Der Richelsdorfer Kupferschiefer wäre im Unterkapitel zu den hessischen Erzvorkommen ein weiterer Kandidat für eine erläuternde Textbox gewesen. Im Kapitel Hydrogeologie wurden so die Unterschiede zwischen Trink-, Mineral- und Heilwasser hervorgehoben.
Ein abschließendes Kapitel gibt einen kurzen Überblick zu den Geotopen in Hessen, erläutert die Bedeutung des Geotopschutzes und weist auf aktuelle Publikationen - einschließlich der auf der Homepage des HLNUG bereitgestellten Informationen - hin, wo Details zu den rund 1500 Geotopen zu finden sind. Exemplarisch für die Vielzahl hessischer Geotope wurden Fotos des Blockmeers am Schafstein in der Rhön, des Lahnmarmorriffs in Villmar, der Kubacher Kristallhöhle bei Weilburg und der Basaltvorkommen des Hohen Meißners, der Rhön (Steinwand) und des Habichtswalds (Hoher Dörnberg) ausgewählt. Es folgen das vollständige Literaturverzeichnis und umfangreiche Orts- und Sachwortverzeichnis.
Diese gelungene Darstellung der Geologie und Rohstoffe des Landes Hessen ist ein Standardwerk, das in keiner geowissenschaftlichen Bibliothek fehlen sollte und dem eine breite Leserschaft zu wünschen ist.
Annette E. Götz, Landesamt für
Bergbau, Energie und Geologie