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Zu den inarticulaten Brachiopoden gehört z. B. die bekannte Lingula, die mit ihren hornschaligen Klappen seit einigen Hundertmillionen Jahren bis heute nahezu unverändert blieb und deswegen als "lebendes Fossil" bezeichnet wird.
Cranien sind also schon aus dem Paläozoikum bekannt, erfahren aber in der Oberkreide-Zeit u. a. mit der Gattung Isocrania ein bemerkenswertes Aufblühen. Ihre aus Kalzit aufgebauten Gehäuse sind mit der Stielklappe (= Ventralklappe) fest mit einem harten Untergrund, dem Substrat, verwachsen. Als Substrat dienen Schalen anderer abgestorbener Meerestiere, z. B. Seeigel und Austern.
Die Anordnung der Muskelansätze auf der Innenseite der Stielklappen erinnert an einen Totenkopf, daher auch der Name. Seit langem sind die Cranien (auch deshalb) für viele Hobbypaläontologen trotz ihrer Kleinheit ein begehrtes Sammelobjekt. Die in der vorliegenden Arbeit behandelten Isocranien haben sich auf besondere Weise an die sehr feinkörnigen Sedimente der Schreibkreide angepaBt. Dabei reagieren diese Formen in der Ausbildung der Skulpturelemente sehr empfindlich auf Veränderungen der Sedimentationsbedingungen: Steigende Sedimentationsraten führen dann zur Fähigkeit einer substratunabhängigen Lebensweise, die sich in einer schrittweisen Abwandlung der Gehäuseform, der Skulpturelemente und des Muskelsystems ablesen läßt. So konnten jetzt erstmalig ökologisch bedingte Variationen (Anpassungsformen) von übergeordneten Formen (Entwicklungen) getrennt werden, die Stadien im Verlauf der Stammesgeschichte darstellen. Dadurch können auch Isocranien jetzt als Leitfossilien angesehen und der biostratigraphischen Auswertung als Zeitmarken zugeführt werden.