Dieser farbige Führer plus Erläuterungsband – summa summarum 222
Seiten – führt zu den Stätten der Arbeit von Gottfried Wilhelm Leibniz
im Harz – eine wichtige Neuerscheinung, die es genauer anzuschauen
lohnt.
Viel ist schon geschrieben worden über den Universalgelehrten
Gottfried Wilhelm Leibniz, doch die Allgemeinheit assoziiert ihn
gemeinhin mit Philosophie, Mathematik oder Physik, kaum mit Bergbau
und Geologie. Dabei bemühte er sich, den Silberbergbau im Oberharz,
einem der bedeutendsten Bergbaugebiete Europas im 17. Jahrhundert,
technologisch zu verbessern. So plante er u.a. Windkraft einzusetzen,
um die Gruben zu entwässern. Leibniz’ Engagement im Harz war sehr
arbeitsintensiv. Im Zeitraum von 1680 bis 1686 verbrachte er etwa 165
Arbeitswochen dort und sowohl Clausthal als auch Zellerfeld wurden
neben dem Welfenhof in Hannover sein zweiter Lebensmittelpunkt. Hier
verfasste er wesentliche philosophische und physikalische Schriften –
„apud fodinas hercyniae“ („bei den Gruben des Harzes“), um es mit
Leibniz’ Worten zu formulieren. Der von Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm
Wellmer, dem viel zu früh verstorbenen Dr. Wolfgang Lampe (†), Jürgen
Gottschalk und Dr. Ariane Walsdorf herausgegebene Führer führt zu den
Stätten von Leibniz’ Wirken, seinen Kontaktpersonen und anderen Orten
mit Bezug zu Leibniz im und am Harz. Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm
Wellmer, spiritus rector der Leibniz-Welterbe-Erkenntniswege, ist
ehemaliger Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und
Rohstoffe (BGR) sowie des Niedersächsischen Landesamts für
Bodenforschung. Diesen Autoren ist es gelungen, einen ansehnlichen
Führer in zwei Bänden herauszugeben, der auch profunden Harzkennern
noch Neues bieten kann!
Nach einführenden Kapiteln zum Thema wird der in die Harzer
Welterbe-Landschaft eingebettete Leibniz-Welterbe- Erkenntnisweg
beschrieben mit den Stationen Zellerfelder Münze, Haus von Caspar
Calvör, Dietzelhaus. St. Salvatoriskirche, Eschenbacher Flutgraben und
Unterer Eschenbacher Teich, Oberharzer Eisenbahnstrecke, gusseiserner
Treibkessel am Brauhausberg, Trebra-Terrassen, Oberharzer
Bergwerksmuseum und Oberer Eschenbacher Teich. Vier Ergänzungsrouten
decken für den tiefergründig Interessierten weitere Stationen im
Oberharz und auch im Südharz ab, denn Leibniz war auch dort aktiv –
die Einhornhöhle bei Scharzfeld mit ihren fossilen Funden war ein
Ideengeber für sein berühmtes Geologiebuch Protogaea.
Sehr empfehlenswert für ein ruhiges Wochenende – nicht nur zum Lesen,
sondern auch zum Besuch einiger oder gar aller Stationen dieser beiden
gründlich recherchierten Bände!
Friedhart Knolle
Unser Harz 4/2020