Die Spree ist aus dem Ausland betrachtet jener Fluss, der Berlin
durchfließt (Stadtspree), und der den Spreewald, ein von Feuchtwiesen,
Moorwäldern und unzähligen Fließgewässern durchzogenes Gebiet
geschaffen hat, welches als UNESCO-Biosphärenreservat bekannt ist.
Welche Vielfalt von Aspekten die Spree zusätzlich zu bieten hat,
erfährt der mit der Region nicht vertraute Leser jedoch bereits in den
ersten beiden Kapiteln dieses Buches, welche die naturräumlichen
Fakten, die Landschaftsentwicklung und die vielfältigen
Nutzungsansprüche an die Spree und ihr Einzugsgebiet umfassend
darstellen.
Das dritte Kapitel thematisiert die Hydrologie der Spree in ihren
verschiedenen Abschnitten und im Gebiet des Spreewalds.Im vierten und
fünften Kapitel werden zahlreiche Einzelstudien über den
Nährstoffhaushalt, insbesondere die Nährstoffzufuhr und das
Selbstreinigungspotenzial verschiedener Kompartimente des
Gewässersystems vorgestellt,welches im Falle der Spree durch die
Abfolge von Fließgewässerabschnitten mit dazwischen liegenden Seen
charakterisiert ist. Das sechste Kapitel setzt sich detailliert mit
dem pflanzlichen und tierischen Leben an und in der Spree
auseinander. Hier werden zahlreiche Einzelstudien zu den verschiedenen
Lebensräumen vorgestellt, so dass geneigte Leserinnen und Leser einen
Eindruck davon gewinnen, was Biodiversität und die Untersuchung
derselben in diesem Gebiet wirklich bedeutet. Das siebte Kapitel
thematisiert mit dem Spreewald das Juwel des Einzugsgebietes, wobei
hier mit der Beschreibung der Verbreitung und Habitatsansprüche
bestimmter Tier-und Pflanzenarten die Schwerpunkte klar auf den
Artenschutz gelegt werden. Das achte Kapitel zielt auf verschiedene
Probleme der Wasserbewirtschaftung (Eutrophierung, Strukturgüte,
Durchflussreduzierung, Badewasserqualität, Abwasserbehandlung,
Trinkwassergewinnung etc.) und liefert dabei einen bunten Blumenstrauß
von Informationen zu Bereichen,die heute wohl in allen
Ballungsgebieten Mitteleuropas thematisiert werden. In einem kurzen
Ausblick skizzieren die Herausgeber im Kapitel 9 schließlich, welche
Entwicklungen für die Spree aus ihrer Sicht für die Zukunft zu
erwarten sind und wie die Forschung darauf ausgelegt werden sollte.
Verständlich, dass bei der Massierung von ungewöhnlichen und
gleichzeitig das System destabilisierenden Einflüssen im Einzugsgebiet
der Spree (Abflussverminderung durch Torfmineralisierung in den
trocken gelegten Niedermooren,Braunkohlebergbau mit erheblichem
Wasserbedarf und Sulfateinträgen)auch in Zukunft wichtige Probleme zu
lösen sind,die einer Vielzahl von unterschiedlichen Studien bedürfen.
Das Buch richtet sich an Studierende,Dozenten und Praktiker,die in
ihrem Fachgebiet mit Fließgewässern und Seen zu tun haben. Es wurde
jedoch thematisch so attraktiv ausgestattet, dass auch Naturliebhaber,
Politiker,A nwohner, Angler und Wassersportler im Einzugsgebiet der
Spree animiert werden, mehr über dieses Gewässer mit seinen vielen
verschiedenen Gesichtern zu erfahren. Die Herausgeber konnten 76
versierte Autoren für diesen Band gewinnen. Es ist klar, dass bei
derartiger Vielfalt der Autoren auch eine gewisse Heterogenität bei
den Texten und verwendeten Grafiken aufkommt. Den Herausgebern ist es
jedoch gelungen, die Texte und Abbildungen auf ein gut lesbares Niveau
zu bringen und Ansammlungen von Fachbegriffen gänzlich zu vermeiden.
Die Attraktivität des Buches wird gesteigert durch die 32
Farbtafeln,die teils durch Landschaftsphotografien,teils durch Tier-
oder Pflanzenbilder,teils durch Karten belegt sind. Der
interdisziplinäre und fundierte Gesamteindruck des Buches wird
abgerundet durch ein reichhaltiges Literaturverzeichnis, welches auch
zahlreiche Titel der schwieriger auffindbaren deutschsprachigen Natur-
und Umweltschutzliteratur umfasst sowie durch ein Register, welches
den Zugang zu den wichtigsten Begriffen im Buch erleichtert. Es ist zu
hoffen,dass dieses Buch trotz der auf die Spree ausgerichteten
Thematik viele weitere Leser aus dem breiten Umfeld der Wasser- und
Umweltwissenschaften gewinnt.
DIE ERDE, 135. Jahrgang, 2004, Heft 2, S. 235f.