Obituary

Nachruf Rolf Koitzsch

Schumann, Albrecht

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Meteorologische Zeitschrift Vol. 1 No. 4 (1992), p. 218 - 218

published: Aug 31, 1992
published online: Aug 2, 2018

DOI: 10.1127/metz/1/1992/218

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Kurzfassung

Mit Dr. rer. nat. Rolf Koitzsch, der am 6. Mai 1991 verstarb, verlor die Agrarmeteorologie einen ihrer schöpferischen Wissenschaftler von Format. Rolf Koitzsch wurde am 3. Februar 1920 als Sohn eines Tischlermeisters in Leipzig geboren. Nach Jugendjahren in Hamburg studierte er bis 1942 Meteorologie an der Berliner Universität und war danach als Wetterbeobachter in der Luftwaffe eingesetzt. Vom 1. April 1948 an leitete er die Agrarmeteorologische Forschungsstation Müncheberg, eine Außenstelle des dem damaligen Meteorologischen Dienst der DDR angehörenden Forschungsinstituts für Agrarmeteorologie Halle, und promovierte 1959 an der Universität Leipzig mit der Dissertation "Versuche zur Bestimmung des Wassergehaltes des Erdbodens auf thermischer Grundlage". In den ersten Jahren seines Wirkens in Müncheberg konzentrierte sich R. Koitzsch vor allem auf meßtechnische und damit verknüpfte theoretische Probleme der Agrarmeteorologie des Bodens (Bodentemperatur, Bodenwärmestrom, Bodenwassergehalt) einschließlich des Einflusses meteorologischer Faktoren auf den Boden, wobei er mit experimentellem Fingerspitzengefühl und theoretischer Durchdringung die jeweils neuesten Erkenntnisse auf dem Gebiet der Wechselwirkungsprozesse zwischen der Atmosphäre und der Unterlage aufnahm. Es schlossen sich Arbeiten zur messenden Verfolgung des Pflanzenwachstums und zur mathematischen Modellierung der sich daraus ergebenden Zusammenhänge an. Von Bedeutung für die weitere Arbeit waren mehrere Modellansätze zum Wasserentzug der Pflanzen aus dem Boden. Im folgenden verlagerte sich - in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum für Bodenfruchtbarkeit Müncheberg - der Schwerpunkt auf die Entwicklung von Methoden zur Schätzung der aktuellen Evapotranspiration und des Bodenwasservorrates von Pflanzenbeständen aus meteorologischen Daten sowie Boden- und Pflanzenparametern. Es entstand ein Mehrschichten-Bodenfeuchte-Modell für grundwasserferne Standorte, das in der EDV-gestützten Beregnungsberatung verbreitete Anwendung fand. Die Modellierung des Energie- und Wasserhaushaltes von Pflanzenbeständen mit Hilfe einer damals neu zu entwickelnden rechnergestützten mikrometeorologischen Meßanlage hat Rolf Koitzsch mit der ihm eigenen Ausdauer und Energie bis zu international anerkannten, sowohl theoretisch abgesicherten als auch unmittelbar praktisch umsetzbaren Ergebnissen geführt. Im Vordergrund steht ein inzwischen vielfach bewährtes Modell zur Schätzung des Bodenwassergehaltes aus meteorologischen Standardgrößen mit der Möglichkeit einer fortlaufenden Simulation des Wasserhaushaltes. Damit können die bereits vorliegenden boden- und pflanzenspezifischen Modelle verallgemeinert sowie der praktischen Nutzung in Ökosystemmodellen und Verfahren der rechnergestützten Boden- und Bestandsführung zugeführt werden. Etwa 40 Veröffentlichungen spiegeln die unter starker gesundheitlicher Belastung entstandene Lebensleistung von R. Koitzsch nur annähernd wider. Daneben nahm er etwa 20 Jahre lang einen Lehrauftrag für Agrarmeteorologie an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin wahr. Weit über seinen Eintritt in den Ruhestand hinaus hat er bis in seine letzten Lebenstage mit aller noch verfügbaren Intensität an der Weiterentwicklung des Modellsystems in theoretischer und anwendungspraktischer Hinsicht gearbeitet. Im intensiven Gedankenaustausch mit allen seinen Arbeitspartnern stritt R. Koitzsch stets um die tragfähigste, fachlich anspruchsvollste Lösung. Durch seine menschliche Ausstrahlung und echte Kollegialität wird er uns für immer im Gedächtnis bleiben.

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