Article nécrologique

Nachruf Ferdinand Steinhäuser

Pichler, Helmut

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Meteorologische Zeitschrift Vol. 1 No. 5 (1992), p. 266 - 266

publié: Nov 5, 1992
publication en ligne: Aug 2, 2018

DOI: 10.1127/metz/1/1992/266

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Kurzfassung

Am 3. Oktober 1991 ist em. o. Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Steinhauser nach einem reich erfüllten Leben verstorben. Er hat zusammen mit R. Süring von 1936 bis 1944 die "Meteorologische Zeitschrift" herausgegeben und war somit der letzte Herausgeber der nun "alten Folge". Prof. F. Steinhauser wurde am 5. April 1905 in Schrattenthal, Niederösterreich geboren. Er studierte an der Universität Wien Mathematik, Physik und Meteorologie und legte 1929 die Lehramtsprüfung für Mathematik und Physik ab. 1933 promovierte er mit der Arbeit "Über die elastische Deformation der Erdkruste durch lokale Belastung mit besonderer Berücksichtigung der Schneebelastung der Alpen" zum Doktor der Philosophie, Fachgebiet Geophysik. Seine akademischen Lehrer waren u. a. F. M. Exner, V. Conrad, St. Meyer, H. Thirring, Ph. Furtwängler und W. Wirtinger. Schon frühzeitig begann er sich für die Klimatologie des alpinen Raumes zu interessieren und bearbeitete mit großer Akrebie die Beobachtungsdaten des Observatoriums am Hohen Sonnblicks. Mit der daraus resultierenden Arbeit "Meteorologie des Sonnblicks" habilierte er sich 1939/40 an der Universität Wien für das Fach Meteorologie. 1948 wurde er zum a.o. Professor für Wetter-und Klimalehre in Verbindung mit der Lehrverpflichtung für Physik an die Hochschule für Bodenkultur in Wien berufen. Bereits 1953 übernahm er in der Nachfolge von Prof. H. v. Ficker die Leitung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien und wurde gleichzeitig zum ordentlichen Universitätsprofessor für Physik der Erde an die Universität Wien berufen. Als Direktor der Zentralanstalt und als Vorstand des Instituts für Meteorologie und Geophysik an der Universität Wien leitete er beide Institute 23 Jahre von 1953 bis 1976 mit großer Umsicht und Tatkraft. Unter seiner Leitung wurde die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik zu einer modernen Anstalt für die meteorologische, klimatologische und geophysikalische Forschung, sowie Dienstleistungsbetrieb für die Öffentlichkeit ausgebaut. Der umfangreiche Neubau, verbunden mit vielfältigen organisatorischen Aufgaben, fiel in seine Amtsperiode. Auch das Institut für Meteorologie und Geophysik erfuhr durch seine intensiven Bemühungen personelle Erweiterung. Es konnten zusätzlich zwei neue Lehrkanzeln, eine für "Theoretische Meteorologie" und eine für "Geophysik" geschaffen werden. Weiters war F. Steinhauser mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften tief verbunden. Sie wählte ihn bereits 1946 zu ihrem korrespondierenden und 1958 zu ihrem wirklichen Mitglied. Die wissenschaftlichen Arbeiten von F. Steinhauser - über 200 an der Zahl - umfassen ein weitgespanntes Spektrum der meteorologischen und klimatologischen Forschung, wobei die Schwerpunkte auf dem Gebiet der alpinen und aerologischen Klimatologie liegen. Er war als einer der ersten auf dem Gebiet der Umweltmeteorologie tätig. Stellvertretend für seine zahlreichen Abhandlungen seien seine Untersuchungen zur Stadtklimatologie, zu Klimaschwankungen im Alpenraum, zur Verteilung der Häufigkeiten der Windrichtungen und Windstärken in Österreich zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten, zur Sonneneinstrahlung, zur Radioaktivität der Luft, zur Luftverschmutzung und zur atmosphärischen Trübung genannt. Seine Meteorologie des Sonnblicks erweist sich auch heute noch als eine "Fundgrube". Die Klimakarten von Österreich werden mit dem Namen F. Steinhauser für immer verbunden bleiben. Hier kam sein ganzes Fachwissen über die klimatischen Verhältnisse eines Gebirgslandes wie Österreich voll zum Tragen. Sie brachten ihm internationale Anerkennung ein; so z. B. beauftragte ihn die WMO mit der Leitung der Herausgabe des Klimaatlanten für die Region VI-Europa. Sein Rat für derartige wissenschaftliche Projekte war immer gefragt. Die Österreichische Gesellschaft für Meteorologie verlieh ihm in Anerkennung für seine hervorragende Verdienste um die klimatologische Forschung die "Goldene Julius von Hann Medaille". Auf dem Gebiet des Publikationswesen war F. Steinhauser ebenfalls sehr engagiert tätig. Seine ersten diesbezüglichen Erfahrungen machte er wie bereits erwähnt, als Herausgeber der "Meteorologischen Zeitschrift" und in der Redaktion der "Bioklimatologischen Beiblätter". 1949 gründet er gemeinsam mit W. Mörikhofer das "Archiv für Meteorologie, Geophysik und Bioklimatologie" mit den beiden Serien A und B. Diese beiden Periodika wurden vom Springer Verlag, Wien-New York herausgebracht und entwickelteten sich rasch unter seiner fachkundigen Leitung zu international anerkannten Fachzeitschriften. Namhafte Wissenschaftler haben im "Archiv" publiziert. Während seiner langjährigen Tatigkeit als Herausgeber konnte er 33 Bände der Serie A und 35 Bände der Serie B herausbringen und trug somit entscheidend zur internationalen Verbreitung meteorologischen und klimatologischen Fachwissens bei. Mit F. Steinhauser verlor die meteorologische Wissenschaft einen hervorragenden Vertreter auf dem Gebiet der klassischen Klimatologie. Die Gemeinschaft der Meteorologen wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

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