Der Band 1 der „Statistischen Methoden in der Geographie“ liegt als
Teil der Reihe „Studienbücher der Geographie“ seit diesem Jahr in
seiner 5., vollständig neu bearbeiteten Auflage vor. Im Vorwort
qualifizieren die vier Autoren das vorliegende Buch als Einführung für
Studierende (insbesondere der Geographie). Nach Meinung des
Rezensenten eine Untertreibung, profitieren doch auch gestandene
Praktiker auch anderer Fachdisziplinen ungemein vom profunden Wissen
der in der Fachwelt anerkannten Autoren, zumal abstrakte
mathematisch-statistische Formeln zahlreichen Anwendungsbeispielen aus
der Praxis gegenüber gestellt werden. Da im Band 1 jedoch nur die uni-
und bivariate Statistik behandelt wird, empfehlen die Autoren auch den
Kauf von Band 2 Multivariate Statistik, der vom selben Verlag im Jahr
2008 in 3. Auflage herausgebracht wurde.
Die ersten drei von insgesamt sechs Kapiteln befassen sich quasi als
Einleitung summarisch mit der Stellung der Statistik in der
empirischen Forschung, den Grundbegriffen der Statistik und typischen
geographischen Fragestellungen sowie statistischen Methoden
(S. 9-30). Trotz der relativ geringen Seitenanzahl haben die
Ausführungen Gewicht, weil dem Leser deutlich gemacht wird, dass die
Statistik nur ein Hilfsmittel für die empirische Forschung ist und ihr
Einsatz seine Grenzen hat, wo die Fragestellung unscharf und die
Datenbasis schmal oder qualitativ unzulänglich sind sowie ungeeignete
Methoden zur Anwendung kommen.
Mit dem 4. Kapitel (S. 31-104), überschrieben mit „Charakterisierung
empirischer Verteilungen“, erfolgt dezidiert der Einstieg in die
statistischen Verfahren. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der
Methoden der deskriptiven Statistik. Die Autoren gehen auf die
Ordnung des Datenmaterials und auf empirische Häufigkeitsverteilungen
mit ihren Maßzahlen näher ein und sprechen dabei insbesondere die
verschiedenen Mittelwerte, Streuungsmaße wie z.B. die
Standardabweichung, die Schiefe oder die Standardisierung von
Variablen an. Es folgt ein Überblick über die Parameter bivariater
Verteilungen, wobei insbesondere Punktverteilungen auf der Fläche eine
besondere Rolle spielen und damit zusammenhängend die Messung und
Beschreibung räumlicher Konzentrationen.
Der Schluss von Eigenschaften einer Stichprobe auf Eigenschaften der
Grundgesamtheit hat in der Statistik zentrale Bedeutung. Das
„Schätzen, Testen, Vergleichen, Entscheiden“ genannte 5. Kapitel
(S. 105-181) befasst sich mit dieser Thematik. Die Autoren erläutern
die Grundbegriffe der Kombinatorik und die Rechenregeln der
Wahrscheinlichkeiten ebenso wie die theoretischen Verteilungen
diskreter und stetiger stochastisch unabhängiger Zufallsvariablen
(z.B. Binominal- und Poissonverteilung bzw. Normalverteilung), der
Fokus liegt aber auf der Einführung in die Schätz- und Teststatistik
wie z.B. Prüfen von Verteilungen durch den t-Test, x2-Anpassungstest
oder U-Test von Mann/Whitney. Die Autoren verhehlen nicht, dass die
Prüfung von Hypothesen, d.h. Vermutungen über Grundgesamtheiten, mit
Hilfe von Stichproben häufig problematisch ist und die Ergebnisse
kritisch hinterfragt werden müssen.
Das am umfangreichsten ausfallende 6. und letzte Kapitel (S. 183-264)
„Korrelations- und Regressionsanalyse“ hat statistische Verfahren
zum Gegenstand, wenn man wissen will, von welcher Form
(Regressionsanalyse) und wie stark der Zusammenhang
(Korrelationsanalyse) zwischen mehreren Variablen ist. Beide Verfahren
können sowohl rein deskriptiv auf empirische Gesamtheiten als auch
analytisch auf Stichproben angewandt werden. Zunächst werden
Verfahren vorgestellt, die ein metrisches Skalenniveau aller
beteiligten Variablen voraussetzen. Die lineare Einfachregression,
die in der Praxis (nicht immer gerechtfertig) häufig zur Anwendung
kommt, wird ebenso thematisiert wie die nichtlineare Regression, es
werden Trendberechnungen durchgeführt und dem Leser Begriffe wie
Rangkorrelation oder Kontingenzkoeffizient erläutert. Das Kapitel
endet mit einer Betrachtung der Zusammenhangsmaße für
nicht-metrisch, d.h. ordinal- und nominal skalierte Variablen,
z.B. der Rang-Korrelation nach Spearman, und ihrer Erläuterung anhand
von Beispielen. Auch im Hinblick auf die in diesem Kapitel
angesprochenen statistischen Verfahren legen die Autoren Wert darauf,
auf analytisch-statistische Fehlschlüsse im Falle einer unsachgemäßen
Anwendung hinzuweisen. Dabei werden u.a. das Ausreißer-Problem
angesprochen, als solche nicht erkannte stochastisch abhängige
Variablen oder Ergebnisverfälschung bei aggregierten Daten.
Das Buch endet mit einem 43 Zitate enthaltenden Literaturverzeichnis,
einem Anhang, der acht Tafeln mit Zahlenwerten beinhaltet, und einem
Sachverzeichnis Die Autoren formulieren nach Meinung des Rezensenten
für ein Fachbuch manchmal etwas zu prosaisch, was sich aber vermutlich
positiv auf die Neugierde und Sensibilisierung des Lesers für
statistische Zusammenhänge auswirken dürfte. Das lesenswerte und zum
Kauf empfohlene Buch ist didaktisch gut strukturiert und stilsicher
geschrieben. Die zahlreichen Tabellen, informativen Abbildungen und
grau unterlegten Textboxen sind ein Gewinn, zumal sie dem Leser
helfen, angesichts der Stofffülle nicht den Überblick zu verlieren.
Benedikt Toussaint
Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde Band 131
(2010), S. 133-134