Hans-Peter Blume, Emeritierter Professor für Bodenkunde an der Universität Kiel, hat über die Jahre zum Themenkreis Bodenkunde – Bodennutzung – Bodenbelastung – Bodenschutz eine beeindruckende Sammlung von Briefmarken und weiteren philatelistischen Belegen zusammengetragen. Gleichzeitig hat er als Ergänzung bei der österreichischen und liechtensteinischen Post eine Reihe von personifizierten Briefmarken mit Abbildungen von Bodenprofilen drucken lassen. Auf der Basis dieser Sammlung hat er inzwischen ein ebenso bemerkenswertes Buch vorgelegt, mit dem er, gemäss Vorwort, «eine allgemein verständliche Darstellung der Bodenkunde in all ihren Facetten» bieten möchte.
Anhand der Motive auf den Briefmarken und den anderen postalischen Belegen beschreibt Blume zunächst die wichtigsten natürlich gewachsenen Böden Mitteleuropas und weiterer Regionen der Erde. Dabei sieht er diese unter Einbezug der vorhandenen Flora und Fauna stets im Zusammenhang mit der Landschaft, in der sie entstanden sind. Auch werden die Gesteine und deren Mineralien vorgestellt, aus denen sich die Böden gebildet haben. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit der Nutzung der Böden und den dafür erforderlichen Bodenbearbeitungen wie pflügen, eggen, grubbern, sowie Bodenverbesserungen wie dränen, bewässern, kalken, düngen.
Detailliert wird auf die verschiedenen Nutzungsarten eingegangen, so Grünland, Ackerland, Wald, Weinbau, Obst- und Gartenbau. Selbst hochspezialisierte Nutzungen wie Sportanlagen, botanische und zoologische Gärten, Friedhöfe und gar Schlachtfelder kommen zum Zuge. Unter dem Titel Bodenbelastung und Bodenschutz folgt eine Erörterung von nutzungs- und klimabedingten Bodenschäden wie Verdichtungen, Rutschungen, Erosion durch Wind und Wasser, Überdüngung, Einsatz von Bioziden mit entsprechenden Verhinderungsstrategien. Ebenso besprochen werden Schadstoffeinträge aus der Atmosphäre. Weitere Kapitel, auf die hier nicht weiter eingegangen werden soll, befassen sich mit der Untersuchung und Bewertung von Böden sowie mit Lehre und Forschung im Fach Bodenkunde.
Das Buch endet schliesslich mit einer kurzen Geschichte der Bodenkunde (und Bodennutzung) von den Anfängen in der Jungsteinzeit bis in die Gegenwart.
Professor Blumes Buch hat das im Vorwort erwähnte Ziel, eine allgemein verständliche Darstellung der Bodenkunde in all ihren Facetten zu bieten, zweifelsohne erreicht, auch wenn die Darstellung, ebenfalls gemäss Vorwort, naturgemäss durch das bestimmt wurde, was sich an Briefmarken und anderen postalischen Belegen sammeln liess. So wurde den noch wenig bekannten Böden auf dem Mars und dem Saturnmond Titan ein eigenes Kapitel gewidmet, während gewichtige Teilbereiche der (irdischen) Bodenkunde wohl mangels entsprechender Postwertzeichen eher zu kurz kamen.
Beim Lesen des Buches stösst man stellenweise auf autobiographische Abschnitte, die den Text auflockern und zu einer gewissen Verbundenheit mit dem Autor führen. Ein schönes Beispiel findet sich im oben erwähnten Kapitel Böden untersuchen und bewerten, worin der Autor berichtet, wie er im antarktischen Sommer 1991 zusammen mit zwei Kollegen auf dem Gelände im Umland der australischen Forschungsstation Casey zahlreiche Böden untersuchte und beschrieb.
Das Buch richtet sich zunächst einmal beispielgebend an Philatelisten mit Motivsammlungen aus dem Bereich Natur und im Besonderen aus den Teilgebieten Landnutzung, Umwelt, Landschaft, Naturschutz u.ä. Dann aber auch, und dies wohl primär, an all jene, die beruflich oder als Hobby mit dem Boden zu tun haben, so Gärtner, Freizeitgärtner, Landwirte, Förster, Landschaftsplaner, Umweltbeauftragte, Umweltschützer usw. Schliesslich dürften auch ausgebildete Bodenkundler ein Interesse daran haben, ihr Arbeitsgebiet einmal von einer ganz anderen Warte aus zu sehen.
Hans Sticher